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Ab Anfang März 1913 wurden in der Schweiz zahlreiche Flugtage für die Äufnung einer nationalen Flugspende zur Beschaffung von Militärflugzeugen durchgeführt. Bider spiel-te dabei eine zentrale Rolle als landes- und weltbekannter Flugpionier, der die Pyrenäen und bald darauf auch die Alpen erfolgreich bezwang. Nicht zu vergessen wäre diesbe-züglich, dass auch Biders Fliegerkollegen im selben Jahr grosse Flugleistungen erbrach-ten, so beispielsweise Höhenflug-Traversierung über den Jura, Aussenlandung auf dem Weissenstein, Distanzflüge Avenches–Dübendorf und zurück.
Darum bewarben sich sehr viele lokale Kommittees zur Durchführung solcher Flugtage bei Bider, sich als publikumswirksames Zugpferd zur Verfügung zu stellen. Es winkten dabei stets auch erfreulich hohe Honorare und Flugpreise von mehreren hundert bis mehreren tausend Franken. Selbstverständlich mussten die Piloten damit hauptsächlich ihre Auslagen für die Bereitstellung, den Unterhalt und den Betrieb ihrer Flugapparate decken. Hin und wieder gab's einen Silberpokal oder eine teure Taschenuhr als Preis.
Diese Geldsammlung wurde schon im Juni 1912 durch ein breit getragenes nationales Komitee beschlossen (Militärkreise, Parteien, Öffentlichkeit aller Klassen). Im Dezem-ber 1912 trat ihm auch die Schweizerische Offiziersgesellschaft bei. Ihre Begründung war, dass das Militärbudget stark belastet sei und sich deshalb das Volk an der Be-schaffung von Flugzeugen zur Luftaufklärung beteiligen müsse. Dies sei nicht nur eine unverzichtbare moralische Pflicht, sondern auch eine Frage der Schlagkraft der Armee.1
Beinahe wöchentlich wurde in der Presse darüber berichtet, wer wo wieviel gesammelt habe. Im Verlauf von 1913 wurden landesweit und sogar international erstaunliche 1.7 Mio. Franken gesammelt.
In den Jahren danach flammte jedoch die Kritik darüber auf, was denn eigentlich mit dieser enormen Summe bewerkstelligt worden sei. Eine Schlussabrechnung wurde vom verantwortlichen Eidg. Militärdepartement auch nach dem 1. Weltkrieg nie vorgelegt. In einem Artikel vom August 1918 in der Thurgauer und Berner Presse2 – also noch während der Aktivdienstzeit! – war wegen «... den unhaltbaren Zuständen ... die in Dübendorf herrschen», gar von «... falschem Schein ... von Dilletantismus und vom Soldätelismachen ...» die Rede.
Weiter wurde von dieser Tagespresse angemahnt: «Die Öffentlichkeit besitzt ein An-recht darauf, zu erfahren, wie dieser Ertrag jener nationalen Sammlung verwendet wird. Man hat die Aufklärung vorenthalten. Die Öffentlichkeit war nicht einverstanden mit der Gründung eines grossen Luxusflugplatzes in Dübendorf; man hat sich über alle Einwendungen hinweggesetzt und in Dübendorf drauflos gebaut, der öffentlichen Mei-nung zum Trotz ...».
Dazu kam das schwierige Verhältnis zur Westschweiz, die ebenfalls anerkannte Flieger-asse vorzuweisen hatte, aber flugwaffenmässig keine Bedeutung hatte. Kein Wunder, führte der persönlich überregional verpflichtete Cheffluglehrer in Dübendorf, Oskar Bider, unter zweien Malen – im März 1917 noch als Leutnant und im April 1919 als Oberleutnant – sehr publikumswirksame, fliegerisch bedeutende Überlandraids seiner gesamten Dübendorfer Geschwader nach «La Blécherette» bei Lausanne – und 1919 gar bis Genf (mit 13 Maschinen) – durch.
Von dieser politischen Auseinandersetzung fühlte sich auch Oskar Bider – als Düben-dorfer Cheffluglehrer – direkt betroffen. Er spürte vermutlich die Verantwortung über seinen unmittelbaren Zuständigkeitsbereich hinaus. Nicht zuletzt muss ihn die teils mangelhafte flugtechnische Ausrüstung und sicher der Unfalltod unter seinen auszubil-denden und ausgebildeten Militärpiloten, schwer belastet haben.